Ich war bei Graphix Tattoo in München, um mit den beiden Tätowierern über ihre letzte große Tattoo Aktion zu sprechen, ich nenne es mal: Tätowieren für die Kinder. Die beiden haben mich nett empfangen und da ich an besagtem Tag auch schon Gast war, kannten wir uns schon. Mit diesem Interview über ihren Tattoo-Marathon will ich auf die Kleinen in unserer Gesellschaft aufmerksam machen, die unsere Hilfe am meisten benötigen. Ohne lange zu fackeln, ab mit dem Interview!
Wer seid ihr und was macht eure Arbeit aus?
Fabi: Ich bin der Fabian und was macht’s Tätowieren aus? Gute Frage, dass du dich gut kreativ entfalten kannst. Du kannst dich austoben bis zum Gehtnichtmehr und ja kreative Entfaltung, sagen wir’s mal so.
Mike: Das wollt ich auch sagen, fast.
Fabi: War das gut?
Mike: Ja das war sehr gut. Ja und ich bin der Mike. Also von der Arbeit her, fast genau dasselbe, unserer Meinung nach der beste Job der Welt.
Wie seid ihr denn eigentlich auf das Kinderhospiz gekommen?
Mike: Im Prinzip daran bin ich schuld, weil halt einfach ich bin selber Vater von zwei Kindern und wennst des immer so siehst oder mitkriegst bei den Kunden – mein Kind ist krank oder letztens war eine da, deren ihr Kind ist gestorben mit einem Jahr, schwerst krank. Da hab ich mir auch gedacht, da musst jeden Tag dankbar sein, wennst heim kommst zu den gesunden Kindern weißt schon. Ich wusst ja schon, dass es sowas gibt und die wo da drin sind haben halt einfach die… Da gibt’s kein Weg mehr raus, ungefähr. Und in der Covidzeit haben sie aufgerufen zur, wer Handschuhe hat oder Desinfektionsmittel, ob man das spenden kann. Also haben wir da schon was gemacht, weil wir haben’s zu dem Zeitpunkt nicht gebraucht und warum nicht. Ist gut Geld zam gekommen, können die schon ein bisschen was damit anfangen, glaub ich.
War die Planung aufwendig?
Mike: Ja Da haben wir angefangen. Also erst einmal geredet drüber letztes Jahr im späten Herbst/Winter und effektiv geplant haben wir dann ab Mitte Februar, weil du musst ja abwägen, was brauchst du, wie viele Plätze vergeben wir, welchen Zeitrahmen machen wir? Als dann die Anzahl der Plätze feststand haben wir noch überlegt, was wir brauchen, also wie viel wird eventuell getrunken oder, oder, oder, Verpflegung, Material.
Fabi: Wie viele Motive bieten wir an?
Mike: Zum Beispiel, ja.
Fabi: Welche Motive?
Mike: Also es war prozentual sag ich mal 90% was für Mädels.
Ja, Ist mir auch aufgefallen
Mike: Aber uns war das ziemlich egal, Hauptsache die Plätze werden voll und der Betrag stimmt dann am Ende, aber Planung war das schon extrem aufwendig. Ich bin auf Nummer sicher gegangen und hab bei den Behörden angerufen, wie schaut´s aus auch speziell Nachtarbeit, Samstag auf Sonntag, also Sonntagsarbeit. Polizeilich, Vermietertechnisch, Hausverwaltung, also ich bin da auf Nummer sicher gegangen, nicht dass es Stress gibt. Aber es hat alles gut geklappt.
Habt ihr alle Zeitslots voll bekommen?
Mike: Bis auf 2 Plätze, die waren frei, aber der Rest war voll.
Fabi: Ne einen hattest du frei.
Mike: Von 128 hatten wir 126 besetzt
Fabi: Der eine ist nicht gekommen, weil irgendwas passiert war.
Mike: Ah ja stimmt, aber es wurden auf jeden Fall 126 Plätze bearbeitet.
Habt ihr dann ohne Pause durchgestochen?
Mike: Ne wir hatten schon eingeplant 3 Pausen, jeweils eine Stunde und dann halt zwischendurch, weil wir waren echt gut im Zeitrahmen. Teilweise waren wir zehn Minuten vor der Zeit fertig, also hast du da schonmal nochmal ein bisschen Luft holen können. Du arbeitest ein bisschen vor und dann hast du die geplante Pause noch ein bisschen länger, also es war schon okay.
Wie viel Geld konntet ihr jetzt am Ende spenden?
Mike: Also es ist reingekommen insgesamt mit, weil wir haben auch noch extern was gekriegt, von Leuten die haben kein Tattoo bekriegt, aber halt trotzdem was gegeben. Da waren’s jetzt insgesamt 5.300€, die wir gespendet haben. Wenn die Umsatzsteuer nicht gewesen wär, hätten wir natürlich noch viel mehr machen können, aber leider ist das Finanzamt auch bei sowas überall, das ist Wahnsinn. Aber 5.300€ sind rüber gegangen.
Was hat euch denn dazu inspiriert? Darauf seid ihr ja vorher schon ein bisschen eingegangen mit deinen Kindern auch, aber waren’s dann wirklich Kunden, wegen denen ihr euch dann wirklich dazu entschlossen habt?
Fabi: Wir wollten’s generell machen, weil wir einfach mal unsere Grenzen austesten wollten, was geht uns was möglich ist.
Mike: Und das Problem ist, keiner von uns will Samstagnachmittag nach Hause und 24 Stunden mit ihm zusammen war super. Ja einfach mal wissen was ist körperlich möglich, von der Konzentration, vom genauen Schauen her. Es hat aber echt gut funktioniert, aber gegen Ende wurd’s heftig, also so ab zehn, die letzten vier Termine, da haben wir gedacht jetzt darfst echt schon aufhören.
Fabi: Das Problem war die letzte Pause um vier Uhr, die hat uns richtig platt gemacht. Das hätte nicht passieren dürfen und die hätten wir nicht gebraucht.
Mike: Wir haben uns halt hingesetzt zehn Minuten auf der Couch und das war der größte Fehler. Sagen wir mal wie hätten durchgearbeitet, dann wär alles cool.
Fabi: Und ab danach war’s echt dann schon, mehr schon Quälerei.
Sind die Tätowierungen dann ein bisschen weniger genau geworden?
Mike: Nein, qualitativ hat alles gepasst, da war gar nichts, aber uns ist aufgefallen, oder mir, ich weiß jetzt nicht wie´s bei dir war. Die Hand hat zu krampfen angefangen und dadurch wurde sie dann auch immer ein bisschen zittriger. Man hat sich aber trotzdem noch zusammenreißen können, das die Qualität noch stimmt, aber danach war´s echt gut dann.
Fabi: Bei mir wurd die Hand schwer, also ich konnte sie fast schon gar nicht mehr heben und mit dem Rücken hab ich´s bekommen.
Mike: Also vom Schauen her von den Augen war´s gut, gebrannt hat da gar nix, aber du hast schon ein bisschen gemerkt du wirst schlapp, Konzentration lässt nach, aber es hat jetzt nichts gelitten drunter, will ich hoffen.
Wollt ihr denn sowas wieder machen in Zukunft?
Fabi: Die Frage bleibt offen.
Mike: In dem Ausmaß nicht, reguläre Aktionen wird´s immer geben, aber wenn wieder sowas großes ist, dann werden wir´s vielleicht aufteilen auf zwei Tage jeweils zwölf Stunden. Das wir halt zumindest die Nacht schlafen können.