LEXIKON: Die Goldmaske Tutanchamuns

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Die Goldmaske Tutanchamuns

Ein Milliarden-Kunstwerk für einen drittklassigen Herrscher

Tattoo Lexikon von Dirk-Boris Rödel

Die goldene Totenmaske des Pharao Tutanchamun ist wahrscheinlich eines der bekanntesten archäologischen Artefakte der Welt. Die über dreitausend Jahre alte Maske besteht aus reinem Gold und wiegt elf Kilo. Aber natürlich ist dieses Kunstwerk weit mehr wert als nur der reine Goldpreis: Der Versicherungswert dieses unersetzlichen Stücks liegt bei astronomischen 6 Milliarden Dollar.

Geradezu unscheinbar erscheint Tutanchamuns Totenmaske hingegen im Vergleich mit dem innersten der zahlreichen Sarkophage, in denen er wie in einer gigantischen Matroschka-Puppe beigesetzt wurde. Während die äußeren Sarkophage aus Stein gehauen wurden, besteht der innerste, der die Form des mumifizieren Pharao hat, ebenfalls aus reinem Gold und wiegt unvorstellbare 110 Kilo.

Doch das, was uns heute als Inbegriff von unfassbarem Reichtum erscheint, waren lediglich Grabbeigaben für einen völlig unbedeutenden Herrscher. Tutanchamun starb bereits mit 18 oder 19 Jahren vermutlich an den Folgen eines Streitwagen-Unfalls, regierte also nicht besonders lange und galt nicht als einer der Pharaonen, die man als besonders ruhmreich und verehrungswürdig ansah. Das zeigt sich allein schon an seiner Grabkammer, die im Vergleich zu der anderer, bedeutenderer Pharaonen geradezu winzig ist und eher wie eine schlampig bemalte Abstellkammer wirkt.

Zudem war Tutanchamun nicht besonders beliebt; sein Vater Echnaton hatte versucht, gegen den Widerstand der Priester und des Volkes einen monotheistischen Kult um den Sonnengott Aton einzuführen und hatte die Anbetung aller anderen Gottheiten verboten. Zwar hatte Tutanchamun nach dem Tod seines Vaters diesen Fehler wieder rückgängig gemacht, änderte dafür auch seinen Geburtsnamen Tutanchaton (Abbild des Aton) in Tutanchamun (Abbild des Amun) und kehrte damit wieder zur polytheistischen Religion rund um die oberste Gottheit Amun zurück, doch deutet einiges darauf hin, dass Priesterschaft und Volk Ägyptens auch dem jungen Pharao noch das Religionsverbot seines Vaters verübelten.

Tutanchamuns Grab ist bislang das einzige ungeplünderte Pharaonengrab, das je entdeckt wurde – wenn also selbst ein so unbedeutender und unbeliebter Pharao mit solchen unfassbar wertvollen Schätzen bestattet wurde, übersteigt es vermutlich jegliche menschliche Vorstellungskraft, mit welchen Schätzen die riesigen Grabanlagen wirklich bedeutender ägyptischer Herrscher gefüllt waren, die aber oft schon kurz nach ihrer Beisetzung ausgeraubt wurden.

Grafik: Jonas Bachmann

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